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Was haben wir herausgefunden?
„Steinreich und ein bisschen durcheinander“

Der Gartenschläfer ist in vollkommen unterschiedlichen Lebensräumen heimisch. Gemeinsam haben sie jedoch, dass sie viele Versteckmöglichkeiten bereithalten und häufig durch Fels und Gestein gekennzeichnet sind. Mit Telemetriestudien konnten wir ihre Lebensräume und ihr Verhalten jeweils genauer untersuchen.

In milden und urbanen Regionen häufig

Im Südwesten Deutschlands ist er vor allem als Kulturfolger im Siedlungsbereich, in Gärten, Weinbergen und auf Obstwiesen, aber auch in Laubwäldern in milden Lagen zu finden. Dort sind die Bestände stellenweise recht hoch. Allerdings ist, anders als zuvor vermutet, die Verbreitung in Baden-Württemberg nur gering. Damit ist die Verbreitung in Südwestdeutschland deutlich punktueller als erwartet.

In den Städten ist der Gartenschläfer vor allem auf Schrebergärten, breitere Heckenstrukturen, grüne Fassaden und alte Gebäude angewiesen, die ihm ausreichend Schutz und Nahrungsmöglichkeiten liefern. Der Gartenschläfer scheint sich erfolgreich an ein Leben im städtischen Raum in der derzeitigen Gestalt angepasst zu haben.

Angesichts der hohen Verbreitungszahlen der Gartenschläfer in einigen Städten Südwestdeutschlands ist zu vermuten, dass dieser urbane Lebensraum eine Art „Arche“ für diese Art darstellen könnte, die in ihren natürlichen Lebensräumen immer seltener vorkommt. Eine weitere Verdichtung und Versiegelung der Städte wird jedoch nicht ohne Folgen für den Gartenschläfer bleiben.

…und selten in kühleren Hochlagen

In der Mitte und im Südosten Deutschlands besiedelt der Gartenschläfer vor allem die Hochlagen der Mittelgebirge, etwa den Brocken im Harz, das Fichtelgebirge und den Bayerischen Wald. Hier kann man ihn in Nadelwäldern, Schlucht- und Hangmischwäldern sowie Blockschutthalden finden. Der Gartenschläfer nutzt die Felsstrukturen und vorhandenes Totholz für Verstecke sowie Beerensträucher als Nahrungsquelle. Totholz ist zudem ein wesentlicher Lebensraum für Insekten – ein weiterer zentraler Nahrungsbestandteil des Gartenschläfers.

In diesen Lebensräumen ist der Gartenschläfer jedoch nur noch so selten anzutreffen, dass die Forscher*innen und Naturschützer*innen der „Spurensuche Gartenschläfer“ befürchten, ein regionales Aussterben zu beobachten. In diesen Lebensräumen findet seit rund 200 Jahren eine erhebliche Umgestaltung statt: Eine immer weiter intensivierte Forstwirtschaft schuf eine neue Gestalt von Wald: Fichten-Monokulturen ohne Strukturvielfalt, die mit schwerem Gerät bewirtschaftet und Insektiziden und Rodentiziden ausgesetzt werden. Die trockenen Sommer 2018 bis 2020 haben hier ein beispielloses Baumsterben ausgelöst. Für den Gartenschläfer und andere Arten, die in diesem Lebensraum beheimatet sind, ist der Wald deshalb bereits lange vor dem aktuellen Waldsterben, immer unwirtlicher geworden.

Gute Gartenschläfer-Lebensräume bieten …
  • Ausreichend viele sichere Verstecke
  • Verstecke und Nahrung auf kleinem Raum
  • Dichte Vegetation als Schutz und trotzdem Platz am Boden
  • Entweder kalte Winter (Hochlagen) oder warme und gleichzeitig nahrungsreiche Winter (Tieflagen)
 

Wie sind wir vorgegangen?

Durch mehrere Telemetrie-Studien in unterschiedlichen Lebensräumen des Gartenschläfers konnten wir die jeweiligen Merkmale genauer untersuchen und wichtige Habitatstrukturen erfassen. Mehr Infos zur Telemetrie in der „Spurensuche Gartenschläfer“ finden Sie hier.

Was haben wir noch vor?

Anhand der zusammengetragenen Daten wird derzeit ein Habitatmodell für den Gartenschläfer in Deutschland erstellt. Dieses zeigt bundesweit, inwieweit die Regionen als Lebensräume geeignet und damit auch, wie wahrscheinlich es ist, dass die Art vorkommt oder erfolgreich wiederangesiedelt werden kann. Berücksichtigt werden dabei z.B. Temperaturverläufe, Niederschlagsverteilung, Vegetation und weitere Faktoren.