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Mit molekulargenetischen Untersuchungen sollte im Rahmen des Projekts der genetische Status der Gartenschläfer in Deutschland entschlüsselt werden. Die Hoffnung dabei war, dass in ihrer Genetik Hinweise auf die Ursachen des Rückgangs der gefährdeten Schlafmaus zu finden sind.

Was haben wir herausgefunden?
Genomische Rohdaten. Alina von Thaden

Insgesamt wurden in der „Spurensuche Gartenschläfer“ fast 1.400 Proben von Gartenschläfern genetisch ausgewertet. Darunter Haar- und Kotproben, aber auch Proben von Totfunden. Möglich war dies durch die große Unterstützung von Freiwilligen, die den größten Teil dieses Forschungsmaterials der Wissenschaft zugänglich gemacht haben.

Genetische Vielfalt in Deutschland…

Die Analysen der Proben ergaben eindeutige genetische Unterschiede zwischen den geografisch voneinander getrennten Populationen der Gartenschläfer in Deutschland. So können die Gartenschläfer eindeutig ihren Regionen zugeordnet werden, zum Beispiel der Population im Harz oder einer der Populationen in Hessen. Die Unterschiede sind jedoch nicht so erheblich, dass man von verschiedenen Unterarten in Deutschland sprechen könnte.

Nicht erkennbar ist in den genetischen Analysen eine Form von genetischer Verarmung – dies war eine Vermutung zu Beginn des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“. Hier hätte ein Grund für das Verschwinden von einzelnen Populationen liegen können. Bestätigt hat sich dies jedoch nicht.

In den Hochlagen der Mittelgebirge ist zwar eine geringere genetische Vielfalt bei den Tieren erkennbar. Dies scheint jedoch eher ein Symptom der Bestandsrückgänge zu sein als eine Ursache.

…und eindeutig verschleppte Tiere

Ein offenbar häufiges Phänomen bei den Gartenschläfern ist die sogenannte Verdriftung, d.h. die Tiere werden i.d.R. unbeabsichtigt vom Menschen in andere Regionen gebracht.  Das kann etwa beim Warentransport auf LKWs oder bei Bahntransporten passieren, z. B. wenn sich Tiere zwischen den Waren verstecken. Die verdrifteten Gartenschläfer unterscheiden sich dann genetisch meist deutlich von der Population, in der sie ankommen.

Was bedeutet das für den Schutz des Gartenschläfers?

Die genetische Vielfalt zu wahren, ist Teil des Schutzes der Biodiversität. Deshalb ist eine Zuordnung aufgefundener Tiere zu den verschiedenen genetischen Linien in Deutschland wertvoll. So können die Tiere in den richtigen Regionen wieder ausgesetzt werden.

Angesichts der geringeren genetischen Vielfalt der Gartenschläfer in den Mittelgebirgen – und der dortigen sehr geringen Bestände – stellt eine kleinräumige Vernetzung der lokalen Populationen, etwa zweier Waldgebiete über eine Heckenstruktur eine sinnvolle Schutzmaßnahme dar, um die dortigen Bestände und die genetische Vielfalt vor Ort zu stärken.

Was war der Anlass zur Untersuchung der Gartenschläfer-Genetik?
Foto: Sven Büchner

Bereits vor dem Projektbeginn 2018 war deutlich, dass die Entwicklungen der Gartenschläfer-Populationen in Mittel- und Ostdeutschland einerseits und im Südwesten Deutschlands andererseits sehr unterschiedlich erscheinen: Während die Schlafmäuse im Osten aus vielen Regionen verschwanden, wirkte es im Südwesten so, als würden sie sich weiter ausbreiten. Hier sollte untersucht werden, ob sich dahinter deutliche genetische Unterschiede, genetische Verarmung o.Ä. verbirgt.

Zudem war bereits bekannt, dass beim Gartenschläfer besonders viele unterschiedliche chromosomale Formen existieren. Wie stark diese Unterschiede sind, entscheidet auch über die Gestaltung der Schutzmaßnahmen, etwa darüber, welche Populationen man durch Vernetzung von Lebensräumen wieder zusammenführt.

Ziel der Forschung war dabei, die genetische Verbreitungsgeschichte des Gartenschläfers in Deutschland zu untersuchen, um mögliche Ursachen für die Rückgänge aufzudecken. Zur Unterstützung der Auswilderung und Wiederansiedlung wurde zudem ein hoch-spezifisches genetisches Markersystem für die Unterscheidung der vielfältigen Gartenschläfer-Formen entwickelt. Eine bundesweite Gendatenbank für die Tierart Gartenschläfer in Deutschland soll die gezielte Naturschutzarbeit grundsätzlich dauerhaft unterstützen.

Wie sind wir vorgegangen?

Die Verbreitung unterschiedlicher genetischer Formen beim Gartenschläfer wurde durch molekulargenetische Untersuchungen an der Kern-DNA geklärt. Zur Ermittlung von evolutionären Linien wurden arealweite Verbreitungsmuster des Gartenschläfers mittels genomweiter Verfahren (SNPs) untersucht.

Die molekulargenetischen Analysen erlauben die Unterscheidung von evolutionären Linien, welche die Basis für den nachfolgenden Schritt der Entwicklung eines diagnostischen genetischen Markersets für die Art bildeten.

Wie kamen wir an das Forschungsmaterial?

Zur Untersuchung der Genetik wurden v.a. Haar- und Kotproben von Fundtieren, aus Nistkästen, von Auffangstationen usw. genutzt. Darüber hinaus wurden Gewebeproben von tot aufgefundenen Tieren sowie von Museumsbelegen (z.B. Präparate) genutzt.