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Eine Schlafmaus verschwindet

Der Gartenschläfer war ursprünglich in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas heimisch. Sein Verbreitungsgebiet reichte von der Atlantikküste Portugals und Frankreichs bis zum südlichen Ural in Russland und Finnland sowie bis Südspanien und Sizilien. Mittlerweile ist er jedoch in einigen Ländern Europas bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Allein in den letzten 30 Jahren ging die Verbreitung des Gartenschläfers europaweit um rund 50 Prozent zurück.

In Deutschland lebt heute ein großer Teil des weltweiten Gartenschläfer-Bestandes. Deshalb kommt Deutschland nach der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Art zu: Der Gartenschläfer ist eine sogenannte Verantwortungsart. Doch auch aus vielen Regionen in Deutschland werden zum Teil drastische Bestandsrückgänge gemeldet.

Erforschen und Schützen

Im Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ konnten wir in den ersten drei Projektjahren 2018-2021 herausfinden, was dem Gartenschläfer zusetzt und welche natürlichen Lebensbedingungen er braucht. Anhand dessen konnten wir geeignete Schutzmaßnahmen für alle Lebensräume des Gartenschläfers entwickeln: Wald, Kulturlandschaft und Stadt. In einem bundesweiten Schutzkonzept sollen zum Ende des Projekts alle Erkenntnisse aus Forschung und Schutz zusammengefasst werden.

Alle geeigneten Schutzmaßnahmen – in Wäldern, Städten und Kulturlandschaft – haben wir in der Broschüre „Den Gartenschläfer schützen“ zusammengestellt.

Ermöglicht wird dieses Projekt durch die Förderung im Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.

Was gehört zur „Spurensuche Gartenschläfer“?:

Wir erfassen die aktuellen Bestände des Gartenschläfers.

Die aktuelle Verbreitung des Gartenschläfers ist die Grundlage zur Beurteilung der tatsächlichen Gefährdungssituation. Der Vergleich zwischen aktueller und ursprünglicher Verbreitung liefert erste Hinweise auf die Entwicklung der Bestände und auf mögliche Ursachen für ihren Rückgang. Dafür haben wir unsere Meldestelle hier online eingerichtet, über die uns über 6.000 Hinweise aus der Bevölkerung erreichten. Damit steht nun erstmals eine bundesweite aktuelle Verbreitungskarte zum Gartenschläfer zur Verfügung. Mehr Infos hier .

Wir untersuchten die Ursachen für das Verschwinden des Gartenschläfers.

Neben der Verbreitung des Gartenschläfers wurden im Projekt noch weitere Aspekte untersucht:

  • die Phänologie: Wann sind Gartenschläfer aktiv? Wann und wie lange halten sie Winterschlaf? Wann kommen die Jungen zur Welt? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Projektgebieten?
  • die Habitate: Welche Lebensräume besiedelt der Gartenschläfer in Deutschland? Welches sind die entscheidenden Rahmenbedingungen (klimatisch, naturräumlich) und Strukturen?
  • die Nahrung: Wie ernähren sich Gartenschläfer? Welche Nahrungsressourcen nutzen sie in den unterschiedlichen Lebensräumen?
  • Konkurrenten und Prädatoren: Welche Bedeutung spielen Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen und Raubtiere (z.B. Siebenschläfer, Hauskatzen) in den verschiedenen Untersuchungsregionen? Wird das Vorkommen und die Häufigkeit von Gartenschläfern durch andere Arten beeinflusst bzw. begrenzt?
  • Genetik: Wie ist der Genpool des Gartenschläfers in Deutschland charakterisiert? Gibt es genetisch lokal angepasste Gartenschläfer-Formen (regionale chromosomale Formen) und wie unterscheiden sich diese? Gibt es Hinweise auf genetische Verarmung?
  • Krankheiten und Parasiten: Welches sind die häufigsten Todesursachen, Krankheiten und Parasiten des Gartenschläfers in Deutschland? Spielen diese Faktoren eine Rolle als mögliche Rückgangsursache?
Wir entwickeln ein bundesweites Schutzkonzept und regional angepasste Schutzmaßnahmen und setzen diese um.

Die Forschung dient als Grundlage, um passende Schutzmaßnahmen für den Gartenschläfer zu entwickeln. Diese unterscheiden sich regional je nach Vorkommen, Beständen und Verbreitung der Art.

Alle geeigneten Schutzmaßnahmen – in Wäldern, Städten und Kulturlandschaft – haben wir in der Broschüre „Den Gartenschläfer schützen“ zusammengestellt. Zum Ende des Projekts wird ein bundesweites Schutzkonzept alle Erkenntnisse aus Forschung und Schutz sowie weitere praktische Hinweise zum Schutz des Gartenschläfers zusammenfassen.

Grundsätzlich kann jede/r sofort mit dem Schutz des Gartenschläfers beginnen. Jeder Handgriff im Garten, Hinterhof oder Balkon hilft: www.gartenschlaefer.de/tipps-gaerten

Wir unterstützen die Wildtierauffangstationen auch bei der fachgerechten Auswilderung der Tiere.

Allein in Hessen werden jährlich etwa 200 Gartenschläfer in Wildtierauffangstationen abgegeben. Diese Stationen stoßen damit häufig an ihre Grenzen. Das Projekt unterstützt die Wildtierauffangstationen durch Schulungen und direkte Hilfe bei der Wiederauswilderung der Gartenschläfer.

Wir gründen neue und vernetzen isolierte Gartenschläfervorkommen im einstigen Verbreitungsgebiet.

Eine Wiederansiedlung von Gartenschläfern kann einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Art und einzelner Bestände leisten. Dazu wird im Rahmen der „Spurensuche Gartenschläfer“ genau geprüft, unter welchen Bedingungen und in welchen Regionen dies sinnvoll und realistisch. Daneben wird auch die Vernetzung bestehender Gartenschläfer-Bestände vorangetrieben. Eine Wiederansiedlung und die Vernetzung von bestehenden Beständen sind von großer Bedeutung. Nur so kann der Gen-Austausch vergrößert bzw. erst ermöglicht werden und gesunde Populationen erhalten werden bzw. entstehen.

Flyer „Spurensuche Gartenschläfer“ mit neuen Erkenntnissen

Flyer „In search of the garden dormouse“